Warum melden deutsche und polnische Unternehmer EIs in Frankreich an – während sie weiterhin ausländische Adressen verwenden?

Dieser Artikel erklärt, wie deutsche und polnische Unternehmer sich legal als französische Einzelunternehmer (EIs) registrieren – während sie ausländische Adressen verwenden. Diese Praxis wird durch EU-Vorschriften, die administrative Flexibilität Fr

Die SIRENE-Datenbank (INSEE) zeigt bei einigen Unternehmen ausschließlich deutsche oder polnische Adressen — ohne dass eine französische Niederlassung aufgeführt ist. Dennoch sind diese als Entreprises Individuelles (EI) mit einer französischen SIREN- und SIRET-Nummer registriert. Dass deutsche und polnische Staatsbürger sich in Frankreich als Einzelunternehmer (Entreprise Individuelle, EI) registrieren lassen, während sie aus dem Ausland agieren, liegt vermutlich an Steueroptimierungsstrategien oder vereinfachten Verwaltungsverfahren. So können sie von bestimmten französischen Unternehmensregelungen und potenziell niedrigeren Steuerlasten profitieren — ohne einen vollständigen Wohnsitz in Frankreich zu begründen.

Kann man sich als französischer EI registrieren, wenn man im Ausland lebt?

Ja – wenn Sie Staatsbürger eines EU- oder EWR-Landes sind, dürfen Sie sich rechtlich als Entreprise Individuelle (EI) in Frankreich registrieren, auch wenn Sie nicht in Frankreich wohnen. Ein Wohnsitz in Frankreich ist nicht erforderlich, um dort ein Unternehmen zu führen – insbesondere wenn:

  • Sie als Freelancer oder im Online-/Digitalbereich tätig sind,

  • Sie mit französischen Kunden oder Plattformen zusammenarbeiten, oder

  • Sie von einer französischen Mehrwertsteuerregistrierung (TVA) profitieren möchten.

Allerdings gibt es meist eine Bedingung: Sie müssen eine französische Geschäftsadresse angeben. Viele Unternehmer lösen dies durch eine sogenannte Domiciliation – ein Dienstleister, der rechtlich anerkannte Geschäftsadressen in Frankreich bereitstellt.

Doch hier wird es unklar: In der SIRENE-Firmendatenbank ist bei vielen EIs nur eine ausländische Adresse (z. B. in Polen oder Deutschland) vermerkt — ohne eine französische Niederlassung. Wie ist das möglich?

Ist es in Ordnung, wenn die französische Geschäftsadresse nicht in der SIRENE-Datenbank erscheint?

Ja, das kann in Ordnung sein – und es kommt sogar häufig vor, insbesondere bei Micro-Entrepreneurs oder Freelancern, die aus dem Ausland oder von ihrer Wohnadresse aus arbeiten. Es ist weder illegal noch ungewöhnlich, dass eine französische EI in der SIRENE-Datenbank nur eine ausländische Adresse führt – auch wenn eine französischer Sitz genutzt wird. Dies spiegelt eine gewisse verwaltungstechnische Flexibilität wider, insbesondere für EU-Freiberufler im Fernarbeitsmodell. Zur besseren Nachvollziehbarkeit und Einhaltung der Vorschriften wird jedoch empfohlen, die französische Adresse im SIRENE-Eintrag zu aktualisieren.

Warum Frankreich statt Deutschland oder Polen wählen?

Im Vergleich zu Deutschland und Polen bietet Frankreich eine flexiblere und schlankere Lösung für selbstständige EU-Bürger. Die Registrierung als Entreprise Individuelle (EI) erfordert keinen Wohnsitz in Frankreich – anders als in Polen, wo eine PESEL-Nummer und ein Wohnsitz vor Ort Pflicht sind, oder in Deutschland, wo in der Regel ein Wohnsitz oder zumindest eine lokale Präsenz erwartet wird.

Frankreich hat außerdem geringere Sozialabgaben: Micro-Entrepreneurs zahlen ca. 12–21 % des Umsatzes, nur bei tatsächlichem Einkommen. In Deutschland hingegen besteht eine teure Pflichtkrankenversicherung, unabhängig vom Einkommen, und in Polen sind monatliche ZUS-Beiträge von rund 400 € zu zahlen – auch wenn kein Gewinn erwirtschaftet wird.

Zusätzlich profitieren Kleinunternehmer in Frankreich von einer Umsatzsteuerbefreiung, wenn sie unter 36.800 € (Dienstleistungen) oder 91.900 € (Warenverkauf) bleiben. In Deutschland gilt die Umsatzsteuerpflicht ab 22.000 €, in Polen ab 200.000 PLN.

Nicht zuletzt ist die Buchhaltung in Frankreich sehr unkompliziert, während sowohl Deutschland als auch Polen eine strukturierte und regelmäßige Buchführung sowie detaillierte Steuerberichte verlangen.